Mit Herz für Klein und Groß

Reinhard SchmidtIn Erinnerung an Reinhard Schmidt (1946-2025)

Nur kurze Zeit nach Kriegsende im Ruhrpott geboren zu sein und in der immer noch bestehenden Umgebung von Kriegsschäden aufzuwachsen, ist prägend für ein Leben. Gerade in dieser Zeit noch herrschenden Mangels, alsbald gefolgt von Aufschwung und auch Stabilität, waren das Miteinander und Füreinander wichtige Träger in Ermöglichung des Vorankommens für alle. Mag sein, dass es diese Jahre waren, die den Grundstein für den Einsatz Reinhard Schmidts legten: stets zugunsten der Gemeinschaft, insbesondere derjenigen, die Unterstützung brauchten.

Mit Herz und Seele sorgte er sich als Lehrer lange Jahre bis zur Rente an der Grundschule in Reiste um die Kleinsten. Neu Eingeschulte in den ersten Jahren des strukturierten Lernens – er kümmerte sich um sie – sie wurden in Erzählungen im Freundeskreis zu seinen Kindern.
Und für die Größeren setzte er sich vor Ort in der Politik ein. Sein soziales Engagement verwirklichte er im Rahmen der SPD, im Hochsauerlandkreis und in Meschede seinem Wohnort. Dort über 20 Jahre als Vorsitzender des SPD-Ortsvereins und auch als Abgeordneter und Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, wohin er 1999 aus dem Kreistag wechselte.
Nicht nur in der Grundschule lag ihm der Nachwuchs am Herzen. Auch politisch unterstützte er die jungen, nachfolgenden Generationen. Mit Rat und Tat unterstütze er die Gründung der Jusos in Meschede und die Eingliederung der Jungen in Ausschüsse und Arbeitsgruppen.

Dabei war es auch wie eine Tandemfahrt: zusammen mit seiner schon 2005 verstorbenen Ehefrau Dagmar konnte er symbiotisch viel verwirklichen was ihm wichtig war. Das ging weit über das gemeinsame Kümmern um den Sohn hinaus, es waren die Aktivitäten in der Partei (Dagmar Schmidt war SPD MdB 1994-2005) aber auch das gemeinsame Heim, dass immer offen war für Freundschaften und rege Diskussionen bei Rotwein oft bis tief in die Nacht.

Zusammen mit Dagmar auch aus der, nur vermeintlich kleinen, Heimat in die große Welt. Insbesondere der Nahe Osten, Israel und Palästina, waren im Fokus von Dagmar und Reinhard. Stets unterstützend, immer auch mit sorgevollem Blick auf die Konflikte, die Zivilgesellschaften, die Frage nach Gleichberechtigung aller, die Förderung der Schwachen. Dagmar Schmidt war Vorsitzende des Freundeskreises Givat Haviva Deutschland e.V., ein Förderkreis für das älteste bestehende jüdisch-arabische Friedenszentrum in Israel. Reinhard Schmidt wurde in Folge ebenfalls langjähriges Vorstandsmitglied im selbigen Freundeskreis.

Nach dem frühen Tod seiner geliebten Dagmar war Reinhard Schmidt Mitstifter und bis zuletzt Vorsitzender der Dagmar-Schmidt-Stiftung. Deren Ziel ist es, in gleichen Teilen jeweils deutsche, jüdische und palästinensische Jugendliche und junge Erwachsene zu unterstützen, die sich in persönlichem Einsatz zur Verständigung im Nahen Osten einsetzen. Damit wollte er einen direkten Beitrag zu einer besseren Zukunft in der Konfliktregion leisten. Gleichzeitig soll mit der Stiftung auch der weiterführende Kontakt zwischen Deutschland und Israel / Palästina gefördert werden.

In seine Wahlheimat im Sauerland brachte der „Knappe“ aus dem Pott aber nicht nur der Bergwerkleute Kameradschaftssinn mit, sondern auch das Blau-Weiß. Reinhard Schmidt blieb stets ein glühender Fan von Schalke 04. Fußball war für ihn schon seit Kindheit ein Faktor. Die Einladung zu seinem siebzigsten Geburtstag zierte ein Foto der Fußballjungs aus Ende der 50er des letzten Jahrhunderts, Reinhard einer von ihnen.

Als einer von uns, der immer einer für uns war, ist Reinhard Schmidt am 9. Mai 2025 zuhause in Meschede verstorben.

 

Alex Gabriel Elsohn  –  Stiftungsrat, Dagmar-Schmidt-Stiftung  –  Mai 2025

veröffentlicht am 25.05.2025
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